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Podiumsdiskussion in der 24grad Kaffeerösterei: Bischof Coter mit Übersetzerin, Dr. Schmidt-Klügmann (Moderation), Prof. Dr. Quisthoudt-Rowohl (MdEP a. D.)
Begrüßung durch Akademiedirektorin Dr. Ruth Bendels
Prof. Dr. Quisthoudt-Rowohl (MdEP a. D.) erläutert die Anforderungen an zeitgemäße Handelsverträge.

„Was ist der Sinn darin, nur global zu denken?“

„Mit der Hand geschrieben, mit dem Ellenbogen ausgewischt“, so beschreibt ein bolivianisches Sprichwort Gesetze, die zuerst feierlich beschlossen und dann völlig ignoriert werden.

Eingeladen von der Katholischen Akademie Hannover in Zusammenarbeit mit der Diözesanstelle Weltkirche und Adveniat diskutierte Bischof Eugenio Coter aus Bolivien am vergangenen Donnerstag mit der Europapolitikerin a. D. Prof. Dr. Quisthoudt-Rowohl. Beide lobten, dass Handelsabkommen inzwischen nicht nur wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen, sondern auch Bürgerrechte, Arbeitsrecht und Umweltschutz. An der konsequenten Umsetzung dieser Abkommen hapere es jedoch.
Aber wie kann kontrolliert werden, ob Vorgaben tatsächlich eingehalten werden? Die Zertifikate nicht gefälscht sind? Die Regierung vor Ort sich an ihre Gesetze hält? Die europäischen Häfen die Einfuhrdokumente gewissenhaft prüfen?
Zugleich stehe die EU unter großem Druck, sich als Handelspartner Lateinamerikas gegen China und Russland zu behaupten. Diese böten den Ländern des globalen Südens die scheinbar attraktiveren Handelsbedingungen, weil sie Gesichtspunkte der Nachhaltigkeit vernachlässigen.
Als einen möglichen Lösungsansatz forderte Coter bezahlbaren Technologietransfer, damit die Länder der Amazonasregion vor Ort produzieren können, anstatt vor allem Rohstoffe zu exportieren, die unter umweltschädlichen Bedingungen gefördert würden. Quisthoudt-Rowohl regte an, den Handel der Länder des globalen Südens untereinander zu fördern, es müsse nicht immer „von Süd nach Nord gehen“.
Handelsketten, die tatsächlich die Menschenrechte und den Klimaschutz berücksichtigen, erforderten ein hohes Maß an Transparenz – von allen Handelspartnern. Ein politischer Richtungswechsel im Sinne der Nachhaltigkeit könne in Bolivien nur dann erfolgen, wenn sich Druck aus der Bevölkerung mit internationalem Druck verbindet.