| Material zur Veranstaltung
© Katholische Akademie des Bistums Hildesheim, Schnecker
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Rechts und gläubig?

Was bringt es der politischen Rechten, ihre Positionen mit „christlichen“ Narrativen zu untermauern? Martin Stammler, Projektleiter des Kompetenzzentrums für Demokratie und Menschenwürde der Katholischen Kirche in Bayern, erläutert: Politische Forderungen gewinnen an moralischem Gewicht, wenn sie mit christlichen Werten legitimiert werden. Die Rechte appropriiert Narrative und Deutungshoheiten „christlicher Werte“ und nutzt diese zur vermeintlichen Untermauerung von Positionen wie einem reaktionären Frauenbild, LGBTQIA+-Feindlichkeit und Rassismus.

In seinem Impuls zum Workshop „Rechts und gläubig?“ stellte Stammler den Begriff der „Mosaik-Rechten“ vor. Diese umfasst verschiedene rechte und rechtsextreme Akteur*innen, darunter Influencer*innen, Reichsbürger*innen, die Neue Rechte sowie andere Gruppen, die sich um die Alternative für Deutschland (AfD) als Kristallisationspunkt versammeln. Auch christlich-fundamentalistische Milieus sind Teil dieses Mosaiks. Die Bausteine der Mosaik-Rechten müssen sich nicht in allen Aspekten einig sein; dennoch teilen sie grundlegende Gemeinsamkeiten: den Bezug zur Nation und zum Volk, die Abgrenzung von anderen Völkern sowie die Ablehnung des Liberalismus. Der Schulterschluss innerhalb der Mosaik-Rechten überwindet frühere Grabenkämpfe, die eine Bündelung der Kräfte erschwerten. In diesem Kontext wird das konservative Menschenbild mit christlichen Topoi verknüpft; ein Beispiel dafür ist der Schutz ungeborenen Lebens, wobei die AfD insbesondere den Schutz ungeborenen deutschen Lebens postuliert.

Die Mitte-Studie zeigt, dass die katholische Bevölkerung tendenziell weniger nach rechts tendiert als der Bevölkerungsdurchschnitt, mit Ausnahme des Antisemitismus. Insgesamt bietet der kirchliche Kontext Anknüpfungspunkte für die Mosaik-Rechte, insbesondere bei Themen wie Tradition, Familie und Privateigentum. Zudem gibt es Fälle, in denen kirchliche Gruppen von der Mosaik-Rechten unterwandert werden; hier ist es wichtig, dass die beteiligten Personen im Bistum und in den Gruppen wachsam sind und genau beobachten, wer sich nähert.

In der Veranstaltung thematisierte Videos:
-    Die Angstprediger – wie rechte Christen Gesellschaft und Kirchen unterwandern
-    Die katholische (radikale) Rechte – mit Beispielen aus Bayern
-   USA: Christlich-Konservative befeuern Hass gegen LGBTQ-Community, Auslandsjournal, 7:55 Minuten, 28.05.2023
-   Gefährlicher Flirt zwischen autoritärem Rechtspopulismus und christlichem Fundamentalismus

Weitere Informationsmöglichkeiten:
-    Stärkung der Demokratie | Einsatz gegen Diskriminierung, Zusammenstellung von Informations- und Aktionsmaterial durch die Katholische Akademie
-    Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche & Rechtsextremismus
-    Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Niedersachsen
-    Buch: Die katholische Kirche und die radikale Rechte. Analyse und Handlungsperspektiven, Siegfried Grillmeyer, Kai Kallbach, Claudia Pfrang, Martin Stammler (Hrsg.)
-    Buch: Rechte Versuchung. Bekenntnisfall für das Christentum, Sonja Angelika Strube

Weitere Veranstaltungen:
-    Für alle Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum Hildesheim: Konferenz „Gemeinsam gegen rechts. Engagiert und vernetzt im Bistum Hildesheim“, 22. März 2025, 10:00 – 16:00 Uhr, Tagungshaus der Katholischen Akademie des Bistums Hildesheim
-    Radikal Rechte Refugien – Online Diskussionsreihe des Kompetenzzentrums Demokratie und Menschenwürde mit Veranstaltungen am 05.03., 19.03. und 02.04.