Bericht von Lucie Bücker, Schülerin des Gymnasium Martinums, Emsdetten
Befürworten wir den Einsatz von Roboterlehrpersonen in der Schule? Welche Art von Bildern generiert eigentlich KI? […] Mit diesen Fragen durften wir, eine kleine Gruppe aus interessierten EF- und Q2-Schülerinnen und Schülern des Martinums, uns am 21. März fünf Stunden lang im Rahmen des Seminars „Skandal KI!? – Zukunftsvision und ethische Herausforderungen“ beschäftigen.
Aber von Anfang an: Letzten Freitag machten wir uns nach der 2. Unterrichtsstunde gemeinsam mit unseren Lehrerinnen Frau Otten und Frau Hassel mit dem Zug auf den Weg nach Hannover. Unser Ziel: die Katholische Akademie des Bistums Hildesheim, wo wir an einem Seminar von Frau Professorin Paganini zum Thema „Künstliche Intelligenz“ teilnehmen wollten. […]
Das Seminar begann mit einem 90-minütigen Vortrag – eine ziemliche Herausforderung an einem Freitagnachmittag. Doch während eine Doppelstunde in der Schule, in der man nur zuhören müsste, vermutlich sehr langweilig wäre, waren die Erklärungen von Frau Professorin Paganini äußerst faszinierend, aber auch anspruchsvoll. Doch mit Hilfe diverser Alltagsbeispiele, auch aus ihren Erfahrungen als Verhaltenstherapeutin, sowie mit einigen Begriffserklärungen konnten wir Frau Paganinis Ausführungen zur Künstlichen Intelligenz, zur Emotionalität des Themas und zu Chancen und Grenzen der neuen Technik sehr gut folgen. Der Vortrag bot für uns die Möglichkeit, in einem anderen Rahmen als nur der Schule zu lernen und uns weiterzubilden, was zum Beispiel im Hinblick auf ein mögliches Studium für viele Schülerinnen und Schüler eine Motivation war. Besonders spannend fanden wir die ethischen Fragestellungen rund um Künstliche Intelligenz und die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen. Für uns Philosophieschülerinnen und -schüler war hierbei ein Argument besonders interessant: „Wir sitzen so gut wie nie in einem überfüllten Rettungsboot“ (Mary Midgley). Das heißt: Dilemma-Situationen, die so oft Thema im Unterricht sind, spiegeln selten die Realität wider. Vielmehr sollten kreative Lösungsansätze gesucht werden, indem wir uns genauer mit Themen auseinandersetzen und Kompromisse suchen – ein Ansatz, der häufig im Leben nützlich sein kann und uns lehrt, weniger dem Schwarz-Weiß-Denken zu verfallen.
In einer ersten Gruppenarbeitsphase konnten wir anschließend einige Aspekte des theoretischen Vortrags selbstständig anwenden, indem wir mit unterschiedlichen KI-Programmen Bilder von Führungskräften und Wissenschaftlern erstellten. Dabei sind uns diverse Stereotype und Vorurteile aufgefallen, die wir gemeinsam im Plenum ausgewertet haben. Auch diese Arbeitsphase war interessant, da uns sehr viel Freiraum gelassen wurde, unsere eigenen Ideen oder Ansätze für die KI zu erproben und es schließlich keine „richtige“ Lösung der Aufgaben gab. Sie dienten vor allem dazu, unser Verständnis von KI zu erweitern und uns auf Gefahren aufmerksam zu machen. Besonders erschreckend fanden wir, dass eine KI-Anwendung beim Prompt „The best president of all time“ direkt ein Bild von Donald Trump generierte.
Im Anschluss daran hatte Frau Professorin Paganini ein Szenario für eine fiktive Ethikkommission erstellt, in der wir alle Mitglieder waren und in deren Namen wir diskutieren sollten. In zwei großen Gruppen sammelten wir gemeinsam Pro- bzw. Contra-Argumente zu der Frage, ob wir den Einsatz von Roboterlehrpersonen in der Schule befürworten würden. In einer anschließenden Podiumsdiskussion konnten wir dann quasi „gegeneinander antreten“ und uns – z.T. recht hitzig – über das gestellte Thema austauschen. Dieser letzte Teil der Veranstaltung, bei dem wir mit allen Teilnehmenden ins Gespräch gekommen sind, war das Highlight des Seminars, da uns ermöglicht wurde, das übergeordnete Thema ganz anders anzugehen als im Unterricht.
Auch wenn es uns zunächst herausfordernd vorkam, sich auf eine Veranstaltung in der Akademie einzulassen, war es eine tolle und sehr bereichernde Erfahrung, mit Frau Professorin Paganini und den anderen Seminarteilnehmenden auf Augenhöhe zu diskutieren. Dass die Erwachsenen den Austausch und das Gespräch mit uns Schülerinnen und Schülern als Bereicherung empfunden haben, ist für uns eine schöne Rückmeldung, zeigt sie doch, dass wir auch in unserem Alter durchaus schon in der Lage sind, uns an herausfordernden, gesellschaftlich relevanten Debatten sinnvoll und gewinnbringend zu beteiligen. […]