Kleine Geschichte St. Jakobushaus

Von 1958 bis 2021 residierte die Akademie des Bistums Hildesheim in einer Gründerzeit-Villa auf dem "Georgenberg" in Goslar.

Die "Villa Alberti" wurde 1901 am Rande der Goslarer Altstadt errichtet als repräsentatives Wohnhaus der Familie des Industriellen und Kommerzienrates Dr. Rudolf Alberti. Ende des 19. Jahrhunderts hatte in Goslar ein regelrechter Bauboom eingesetzt, nachdem 1859 im Rammelsberg ein neues Erzlager entdeckt worden war.

Als die Villa im Jahr 1954 zum Verkauf angeboten wurde, entschloss sich die St. Jakobigemeinde, diese als Gemeindehaus zu erwerben. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Zahl der Katholiken in Goslar durch die Vertriebenen und Geflüchteten erheblich angestiegen, und man benötigte dringend neue Räumlichkeiten. Die prächtige Villa wurde in St. Jakobushaus umbenannt.

In den folgenden Jahren wurde das St. Jakobushaus ein Zentrum der Erwachsenenbildung und Mittelpunkt des "St. Jakobuswerkes Goslar, Arbeitsgemeinschaft für religiöse Bildung". Nach dem Vorbild anderer Diözesen, etwa Münster, Paderborn, Würzburg, Köln oder Stuttgart, wurde im Jahr 1958 die "Katholische Akademie der Diözese Hildesheim" gegründet, mit Hauptsitz im St. Jakobushaus.

Von Beginn an war es der Leitgedanke, durch eine Verbindung von Forschung und Leben, durch Begegnung und Gespräch Antworten auf die Probleme der Zeit zu finden. Die Veranstaltungen des St. Jakobushauses widmeten sich dem breiten Feld der theologischen, staatsbürgerlichen, sozialen und wirtschaftlichen Fragen. Die Übergänge von der breiten Bildungsarbeit zu expliziten "Akademietagungen" waren fließend.

Das Zweite Vatikanum wurde durch zahlreiche Veranstaltungen begleitet, im sozialpolitischen Bereich standen die Ost-West-Problematik und die Auseinandersetzung mit Sozialismus und Kommunismus im Vordergrund. Seminare zur Berufs- und Wirtschaftsethik und zur kirchlichen Soziallehre waren Teil des Programms sowie Kurse für bestimmte Berufsgruppen, wie Polizei, Führungskräfte der Wirtschaft, Kommunalpolitiker und viele andere.

Die Anerkennung des St. Jakobushauses als Heimvolkshochschule nach dem Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetz Anfang 1971 und die damit verbundenen Landeszuschüsse waren ein weiterer Schritt zur Etablierung des Hauses als Erwachsenenbildungsstätte.

Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, wurde das St. Jakobushaus Mitte der 70er sowie Mitte der 80er Jahre erweitert.

Mit der Grundidee, die feiernde Gemeinde wie in einem Zelt um den Altar als Symbol Christi zu versammeln, illustrierte der Kapellenraum der St. Norbert-Kapelle einen starken theologischen Gedanken dieser Zeit.

Seit den 90er Jahren wurden ein theologischer und philosophischer Schwerpunkt eingerichtet. Politische Bildung, Fortbildungen zu Berufskompetenz und Ehrenamt, u.a. in Kooperation mit Krankenpflegeschulen zu Fragen der Berufsethik, oder zur Vorbereitung auf das freiwillige soziale Jahr ergänzten das Programm.

Im Jahr 2016 trug man der gesellschaftlichen Entwicklung mit der Neueinrichtung des Bereichs Flucht/Migration Rechnung. Neben dem Erhalt des Bestehenden wurden außerdem verstärkt interdisziplinäre Themen gesetzt und hochkarätige Podiumsgespräche zu Kirche, Demokratie, Glauben und Gesellschaft durchgeführt. Umfangreiche Sanierungen wurden geplant und umgesetzt.

Im Zuge der Corona-Krise und umfassender Sparnotwendigkeiten sowie im Zusammenhang mit einer Neuausrichtung der außerschulischen Bildungslandschaft informierte das Bistum im November 2021 die Öffentlichkeit über die Schließung des St. Jakobushauses und die Verlegung des Akademiebetriebes in die Landeshauptstadt Hannover.