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v. l. n. r. Dr. Sascha Oswald, Juliana Unckel, Dr. Andreas Reitinger, Annette Burchardt © Katholische Akademie Hannover
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Ein bisschen mehr Småland wagen

Am Donnerstag, 30.11., sprachen die Hebamme Juliana Unckel, der Soziologe Dr. Sascha Oswald und die Theologin Annette Burchardt über das soziale Alltagsphänomen des Wartens. Begleitet von thematisch passender Musik und einer kurzen Lesung in gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre beleuchteten sie das Thema aus ihren besonderen Perspektiven.

Dr. Oswald konstatierte, dass Warten deshalb so unangenehm sei, weil es einen Verlust an Zeitautonomie bedeute, eine Leerzeit und eine Zeit der Unproduktivität – etwas, das in unserer Gesellschaft nicht vorgesehen sei. Er schlug vor, sich am Småland (im großen schwedischen Möbelhaus) ein Beispiel zu nehmen: Dieser Warteraum mit den bunten Spielebällen für Kinder sei für Begegnung und Aktivität gestaltet, nicht für Ungeselligkeit, wie etwa ein Wartezimmer in einer ärztlichen Praxis.

Für Annette Burchardt ist die Adventszeit eine Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Liebe, bei dem wir eine Geburt feiern, in der Gott Mensch geworden sei. Die vielzitierte Besinnlichkeit der Adventszeit habe sich vor allem aus den natürlichen Gegebenheiten ergeben: Es war eben früh dunkel. Heute habe man ganz andere finanzielle und technische Möglichkeiten, die Adventszeit zu gestalten. Dies erfordere auch eine Auseinandersetzung mit der Frage, was jede*r in dieser Zeit für sich wolle. (Er)Warten gehöre ferner grundlegend zum christlichen Glauben, das Vertrauen darauf, dass am Ende das göttliche Heilsversprechen eintrete.

Juliana Unckel rät Schwangeren, sich zu Beginn der Schwangerschaft zuerst kindlich über die schöne Nachricht zu freuen. Man nehme sich die „Zeit der guten Hoffnung“, wenn sie durch ein rigides Vorbereitungs- und Kontrollregime belastet werde. Vielmehr solle man sich in der Zeit des Hoffens und Wartens eine freundvolle Grundstimmung bewahren. Eine zu hohe Erwartung, die mit einer Schwangerschaft verbunden ist, könne auch zur Ernüchterung führen, nämlich dann, wenn die alltägliche Routine eintrete.

Alle drei Podiumsgäste plädierten dafür, dort, wo es möglich ist, den Druck aus dem Warten zu nehmen und kreativ und versöhnlich mit dem Warten umzugehen: auf den „positiven Zukunftshorizont“ zu schauen, sofern es ihn gibt, und sich Warten als Übung zu eigen zu machen.

Der Gesprächsabend „Bitte warten“. Über ein soziales Alltagsphänomen – nicht nur im Advent“ wurde von der Katholischen Akademie veranstaltet und fand im ka:punkt statt.