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© Silviu Guiman
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Eine Befragung verschiedener Realitäten

Der Fluss Roșia, der durch den rumänischen Ort Roșia Montană fließt, schimmert rot. Die Spuren von jahrhundertelanger Geschichte des Goldabbaus.

Der Künstler Silviu Guiman zeigt in seiner Reihe "WE MOVE MOUNTAINS" den Goldabbau in der Region. Eine Befragung verschiedener Realitäten in Roșia Montană – so versteht Guiman das Foto-Projekt. Und die Sichtbarmachung beeindruckender Schätze der Natur mit ihrem Spiel von Licht und Schatten – so mag man hinzufügen.

Der Goldabbau in Rumänien hat eine zweitausendjährige Geschichte – und sollte durch die Rosia Montana Gold Corporation auf ein nie dagewesenes Niveau erweitert werden. Der industrielle Zugriff auf Europas größtes Goldvorkommen bedrohte das Weltkulturerbe der Region, zudem gab es beträchtliche Bedenken zum Umweltschutz. Bei der Extraktion des Goldes sollten umfassende Sprengungen durchgeführt und Zyanidlauge in das Gestein eingebracht werden, welche das Gold herausspült und anschließend in die umliegenden Gewässer gelangt. Der Bergbau in solch invasivem Umfang hätte darüber hinaus kulturelle Spuren zerstört: Schon die Römer bauten hier vor 2000 Jahren Gold ab und hinterließen Zeugnisse ihres Wirkens.

Für die Bergbauindustrie ging es um ein Milliardengeschäft, nicht nur durch den Verkauf des Goldes, sondern auch durch Börsenspekulationen im Vorfeld. Um sich die Unterstützung der nationalen Politiker:innen zu sichern, finanzierte sie großzügig Wahlkämpfe. Unabhängig davon gab es in Teilen der Bevölkerung auch Hoffnung auf wirtschaftlichen Aufschwung für die von Arbeitslosigkeit geprägte Region.

Nun hat der Streit ein Ende gefunden: Im November 2018 reichte das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen ein Rechtsgutachten ein, das die kulturelle, archäologische und landwirtschaftliche Bedeutung der Region aufzeigte und die Einstellung der Bergbauarbeiten forderte. Das Berufungsgericht Ploiești gab ihnen im Februar 2022 recht. Nun ist Aufarbeitung von Nöten – auch für die enttäuschte Hoffnung in das Wirtschaftsprojekt und die Kluft, die sich durch die Bevölkerung, teils durch Familien, zieht.

Verschiedene Realitäten in Roșia Montană und der Kampf gegen die einseitige Ausbeutung einer Region stehen für Themen, die uns am Herzen liegen: Partizipation, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und die Bewahrung des kulturellen Erbes. In einer Region Europas, die uns weit weg erscheint – und hiermit etwas näher rücken soll.

Silviu Guiman stellte bereits für unser Halbjahresprogramm Frühjahr/Sommer 2018 Fotos u. a. aus seinen Serien "Driver" und "Farmers Snaps" zur Verfügung. Wir zeigen seine Werke nun als Hintergrundbilder auf unserer Homepage und danken herzlich für die Zusammenarbeit.